Initiator reagiert auf Kritik an seinem Aufruf
Viganò verteidigt Appell: "Neue Weltordnung muss entlarvt werden"
Für seinen Corona-Appell gab es viel Gegenwind. Nun hat sich Erzbischof Carlo
Maria Viganò persönlich geäußert – besonders zu den
Reaktionen aus Deutschland. Zielscheibe seiner Kritik war auch der interreligiöse
Gebetstag für ein Ende der Pandemie.
Rom - 15.05.2020
Erzbischof Carlo Maria Viganò (79), Initiator des Appells gegen überzogene
Maßnahmen in der Corona-Pandemie und eine mögliche Weltregierung, hat
sich erneut zu Wort gemeldet. Das "Projekt einer neuen Weltordnung",
das von "supranationalen Organisationen gefördert wird, muss entlarvt,
bekannt gemacht und angeprangert werden", schreibt Viganò auf der
Website der Initiative. Anliegen des vergangene Woche veröffentlichten Aufrufs
sei es, "das Schweigen der Medien zu brechen", insbesondere im Hinblick
auf individuelle Freiheitsrechte, die "durch Formen der Zensur und Kontrolle
bedroht sind". Zudem gelte es, Chancengleichheit in der wissenschaftlichen
Diskussion einzufordern, "ohne sich von wirtschaftlichen oder ideologischen
Interessen leiten zu lassen".
Viganò äußerte sich auch zu den Reaktionen aus Deutschlandauf
den Appell. Dort hätten sich "Vertreter des Episkopats darauf beschränkt,
den Inhalt des Aufrufs als Verschwörungstheorie abzutun", ohne Gegenargumente
zu bringen, so der Erzbischof. Damit bestätigten sie ihre unkritische Ausrichtung
auf den herrschenden Mainstream. Dabei verweist Viganò unter anderem auf
Interviewäußerungen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller als Mitunterzeichner.
Auch Müller habe es zurückgewiesen, jeden, der zum Umgang mit der Corona-Pandemie
eine andere Meinung vertrete, als "Verschwörungstheoretiker" abzustempeln.
Außerdem schreibt der frühere Vatikan-Botschafter in den USA, der Aufruf
habe binnen einer Woche "fast 40.000 Unterschriften" erhalten. Die entsprechende
"Liste aller Unterschriften" wurde allerdings von der Website entfernt.
Dies sei geschehen, "um die Privatsphäre der Unterzeichneten zu wahren
sowie aus Datenschutzgründen".
"Relativistische Ideologie freimaurerischen Denkens"
Abschließend kritisierte Viganò den interreligiösen Fast- und
Gebetstag für ein Ende der Pandemie am Donnerstag, zu dem Papst Franziskus
und zahlreiche andere Religionsführer aufgerufen hatten. Diese Initiative
sei von einer "klar globalisierenden Einstellung" getragen. Obendrein
monierte der Erzbischof in diesem Zusammenhang eine "relativistische Ideologie
freimaurerischen Denkens".
In dem Appell hatten Viganò und seine Mitunterzeichner davor gewarnt, die
Corona-Pandemie solle genutzt werden, um eine Weltregierung zu schaffen, "die
sich jeder Kontrolle entzieht". Sie werde als Vorwand genutzt, um "Grundfreiheiten
unverhältnismäßig und ungerechtfertigt" einzuschränken.
So ernst der Kampf gegen Covid-19 sein möge, dürfe er nicht "als
Vorwand zur Unterstützung unklarer Absichten supranationaler Einheiten dienen,
die sehr starke politische und wirtschaftliche Interessen verfolgen".
Mehrere führende Kirchenvertreter aus Deutschland hatten den Viganò-Aufruf
teils scharf kritisiert. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) war bereits am Wochenende
auf Distanz gegangen. "Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich
keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands", sagte
der DBK-Vorsitzende, Limburgs Bischof Georg Bätzing. "Allerdings füge
ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Deutsche Bischofskonferenz
grundlegend von dem gestern veröffentlichten Aufruf unterscheidet."
(mal/KNA)