Dr. Thomas Fein
Stellungnahme des Hausarztes Dr. Thomas Fein, welcher in Ostfriesland, Greetsiel
angesiedelt ist.
Die sogenannte „zweite Welle“
Betrachtungen eines Landarztes.
"Zur Zeit wird im Rahmen der Corona-Problematik von Politikern und „Experten“
auf die Wahrscheinlichkeit und Gefährlichkeit einer „zweiten Welle“
hingewiesen.
Ich möchte diese Fragestellung mal aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive
betrachten, nämlich der Perspektive eines Landarztes.
Ich bin seit 1986 approbierter Arzt und seit 1991 in einer relativ großen
Landarztpraxis in Ostfriesland tätig. Der Weg zu den meisten Fachärzten
ist weit, so dass praktisch alle Patienten speziell mit Infekten der oberen
Atemwege primär die Hausarztpraxis aufsuchen und nicht HNO-Ärzte und/oder
Lungenfachärzte konsultieren.
Dies ermöglicht mir eine sehr genaue Beobachtung der Abläufe von Infektionskrankheiten.
Ich habe mir im Laufe meiner Praxistätigkeit angewöhnt, genau zu beobachten.
Ich beobachte, wie Patienten auf mich wirken, wie sich sich bewegen, die Mimik
ect. Ich höre zu, wenn Patienten von ihren Beschwerden erzählen.
Als Homöopath hört man da ja auch noch mal anders zu als in vielen
Bereichen der konventionellen Medizin.
Und ich habe gelernt, Krankheitsverläufe zu beobachten, auch den Verlauf
von Infektionskrankheiten.
Vorab möchte ich kurz eingehen auf den Unterschied zwischen Virologen (z.B.
Herrn Drosten, Herrn Streek) und mir. Herr Drosten ist ein Virologe, der sich
mit dem Virus beschäftigt (und davon sicher sehr viel versteht), der an
seinem Computer Modelle der Virusverbreitung erarbeitet, die nach seinen eigenen
Aussagen auf „Annahmen“, „Vermutungen“ basieren, bei
denen es „Stellschrauben“ gibt, die hochempfindlich sind.
Herr Streek erforscht nach eigenen Angaben, was das Virus mit dem Menschen macht.
Von all diesen Dingen verstehe ich nichts. Sie haben aber auch für mich
als Arzt in der Primärversorgung keine Bedeutung.
Seit 29 Jahren meiner Praxistätigkeit beobachte in in jedem Jahr eine Häufung
von Infekten der oberen Atemwege, im allgemeinen als „Grippewelle“
bezeichnet. Diese Welle beginnt regelhaft im November/Dezember, hat ihren Höhepunkt
Ende Januar bis in den Februar, ebbt im Laufe des März langsam ab und ist
Ende April vorbei. Immer, jedes Jahr. Experten erklären mir, dass daran
verschiedene Viren beteiligt sind, unter anderem Influenza-, Adeno-, Rhino-
und Corona-Viren. Auch das hat für mich keine Bedeutung, da Virusinfekte
rein symptomatisch behandelt werden. Hohes Fieber wird ggf. gesenkt, Kopf- und
Gliederschmerzen analgetisch behandelt und die Patienten bekommen die Anweisung,
sich zu schonen und zu Hause zu bleiben, auch um andere nicht zu infizieren.
Dazu gehört auch ggf. die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit. Für
mich ist es nur wichtig, zwischen viralen und bakteriellen Infekten zu unterscheiden,
um ggf. die Notwendigkeit einer Antibiotikatherapie bei schweren bakteriellen
Infekten abzuwägen.
Im Wesentlichen verlaufen diese „Grippewellen“ immer gleich mit
einer Ausnahme: Im Winter 2017/2018 kamen wir in der Praxis an die Grenze unserer
Leistungsfähigkeit. Diese Welle war die schwerste, die ich im Rahmen meiner
kassenärztlichen Tätigkeit je erlebt habe. Es gab viele Komplikationen,
vor allem kardialer Art. Ein Patient war morgens mit Erkältungssymptomen
in der Praxis, wurde von mir symptomatisch versorgt und erlag am Nachmittag
einem Herzinfarkt, obwohl das EKG am Morgen unauffällig war. Ein weiterer
Patient hatte mehr Glück und überlebte seinen Infarkt. Ein dritter
Patient hatte einen Herzstillstand, konnte aber erfolgreich reanimiert werden.
In der Fachpresse fanden sich viele Berichte von Herzinfarkten bei Männern
im Rahmen der „Grippe“.
Es gab Lungenkomplikationen, etliche Patienten mussten stationär versorgt
werden. Aber auch diese Welle war im April vorbei.
In diesem Jahr ist in meiner Praxis eigentlich alles wie immer. Im Januar und
Februar waren einige Patienten zum Teil über 3-4- Wochen krank, teilweise
mit hohem Fieber, darunter auch etliche Kinder aller Altersgruppen. Bei einigen
dieser Patienten habe ich Wochen nach der Erkrankung eine Corona-Antikörperbestimmung
machen lassen. Alle Tests waren negativ. Das heisst, dass sie höchstwahrscheinlich
eine Influenza hatten.
Ich warte hier immer noch auf die erste Corona-Welle.
Ich habe in den 29 Jahren meiner kassenärztlichen Tätigkeit noch nie
eine zweite Welle erlebt.
Manchmal gibt es so etwas wie eine Sommergrippe im Juni/Juli mit sehr mildem
Verlauf.
Eine zweite (und dritte) Welle wurde meines Wissens bislang nur im Rahmen der
„Spanischen Grippe“ 1918 bis 1920 beschrieben. Da zu diesem Zeitpunkt
Viren noch nicht bekannt waren, ist naturgemäß auch nicht bekannt,
ob es sich dabei tatsächlich um eine „Influenza“ gehandelt
hat. Auch der Grund für die zweite und dritte Welle ist meines Wissens
nicht bekannt.
Was aber sehr gut belegt ist, ist die gesellschaftliche und hygienische Situation
in der damaligen Zeit. Eine sehr detaillierte Beschreibung dieser Zustände
findet sich bei : -Humphries/Bystrianyk - Die Impf-Illusion, KOPP 2015.
Dort werden katastrophale hygienische Zustände zu dieser Zeit beschrieben:
Fäkalienentsorgung in den Hinterhöfen und auf den Strassen, Kinderarbeit,
Mangel an Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser ect.
Das Alles mag zu dem damaligen Verlauf der spanischen Grippe beigetragen haben.
Diese Zeit ist mit der heutigen in keiner Weise vergleichbar.
Heute haben wir geregelte Arbeitszeiten, sauberes Trinkwasser, hygienische Abwasserentsorgung,
genug zu essen und haben die Freiheit durch gesunde Ernährung und körperliche
Betätigung/Bewegung unser Immunsystem fit zu halten.
Der von mir sehr geschätzte Kollege Sucharit Bhakdi wies in einem Interview
mit servus-TV darauf hin, dass es eine zweite Welle noch nie gegeben habe. Bisher
hat kein Politiker oder „Experte“ erklärt, warum sie ausgerechnet
diesmal kommen solle.
Ich bin Landarzt.
Ich bin einer von denen, die von Angela Merkel und Jens Spahn gelobt wurden,
da sie „an der vordersten Front kämpfen“, die das „Bollwerk
gegen Covid-19“ sind.
Ich will von diesen Politikern nicht gelobt werden.
Ich verbiete diesen Politikern, mich zu loben.
Sie haben meine Patienten in Angst/Panik versetzt.
Derzeit besteht ein grosser Teil der Zeit, die ich mit meinen Patienten verbringe,
nicht in der Behandlung von Corona-Patienten (ich habe keine).
Ich verbringe die Zeit in der Praxis damit, meinen Patienten die Angst zu nehmen
und sie zu beruhigen. Und ich erkläre ihnen, dass die „zweite Welle“
nicht kommen wird.
Ich habe in meiner Praxis auch eine Corona-Tote: Eine 77-jährige Frau,
die sich aus Angst vor dem Virus die Pulsadern aufgeschnitten hat. Ihr konnte
ich die Angst wohl nicht nehmen.
Ich habe eine Bitte an die Kollegen:
Die nächste „Grippewelle“ wird kommen. Dieses Jahr. Wie jedes
Jahr.
Wenn Ihr merkt, dass es los geht, behandelt diese Patienten wie immer: symptomatisch,
phytotherapeutisch, homöopathisch. Vielleicht behandelt Ihr sie dann auch
mit Heparin zur Vermeidung von Thrombosen, wenn dies bis dahin „state
of the art“ ist.
Aber bitte, bitte, bitte: Fangt nicht an zu testen! Tut Euch und dem Rest der
Welt diesen Gefallen."
Dr. med. Thomas Fein
Facharzt für Allgemeinmedizin - Homöopathie